Erlebnisbericht
Nachdem ich 4 Monate in Saint Malo bei der Familie F. verbracht habe, bin ich jetzt schon wieder 2 Wochen zu Hause. Es ist als wäre ich nie weg gewesen und Frankreich kommt mir jetzt wie ein wunderschöner langer Traum vor. Es war ein unglaubliches Erlebnis, dass für immer in meinem Herzen bleibt und dass ich hoffentlich niemals vergessen werde.
Meine Eltern brachten mich damals mit dem Auto nach Frankreich. Während der Autofahrt wurde ich merklich nervöser und als ich schließlich vor meinem neuem Zuhause stand, wollte ich am liebsten umdrehen, ins Auto steigen und wieder nach Hause fahren. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ich dort 4 Monate leben sollte!!! In einem Land, dessen Sprachen ich nicht gut konnte, dessen Menschen mir unbekannt waren. Ich musste mich ab jetzt ganz alleine durchbeißen. Ich kannte niemanden, hatte weder Familie noch Freunde um mich, die mir Mut hätten zusprechen können.
Als wir dann das Grundstück betraten und meine Gasteltern uns entgegen kamen, voller Freude, war mir sofort klar, dass ich mit meiner Gastfamilie riesen Glück hatte! Schon am ersten Abend fühlte ich mich wie zu Hause.
Mein kleiner quirliger Gastvater sieht original so aus, wie ich mir einen Franzosen schon immer vorgestellt habe. Er ist immer guter Laune, voller Lebensfreude und man kann immer mit ihm Blödsinn machen! Aber am liebsten lacht er über seine eigenen Witze!;-)
Man merkte aber schon, dass in diesem Haus eher meine Gastmutter das Regime führt. Was sie sagt ist Gesetz. Trotz allem ist sie aber eine liebenswürdige Frau mit starkem Charakter. Und sie kann super lecker Kochen!!!
Ich schätzte auch sehr die Lebensweise der Beiden. Oder besser gesagt die französische Lebensweise! Wo ich auch war, die Franzosen waren voller Lebensfreude- und Energie und nahmen mich immer offen und freundlich auf. In diesem Land trifft der Spruch „Man lebt, um zu essen.“ wie die Faust auf’ s Auge! In diesem Land genießt man, man ist nicht in Hektik, man nimmt sich Zeit, besonders beim Essen. ^^
Dann kam mein erster Schultag. Ich war tierisch aufgeregt! Doch zum Glück ging alles gut. Meine Schule war ehrlich ein totaler Hammer! Sie ist riesig, hat eine wunderschöne Außenanlage, eine Bibliothek mit Internetzugang, einen Aufenthaltsraum mit Fernseher, Billard- und Fußballtisch und eine sehr große Kantine. Schon allein das Anstehen, das Essen aussuchen und anschließend einen Platz finden ist ein Erlebnis.
Auch gab es große Unterschiede in der Unterrichtsweise. In Frankreich unterrichtet man viel mehr frontal, d.h., dass die Schüler fast die ganze Zeit nur mitschreiben, während der Lehrer erzählt.
Nach einer Woche fand ich mich dann auch einigermaßen in der Schule zurecht und ich lernte peu à peu meine Mitschüler besser kennen.
Die ersten Wochen sind dann rasend schnell vergangen und ich erlebte und entdeckte jeden Tag neue Dinge. Nach einem Monat hatte sich mein Französisch so verbessert, dass ich reden und verstehen konnte.
Ich suchte mir Freizeitaktivitäten, versuchte dem Unterricht zu folgen, knüpfte Kontakte und beobachtete mich auch sehr genau. Ich dachte sehr viel nach, bei meinen langen Spaziergängen am Meer. Ich muss sagen, dass ich meine Familie, meine Freunde und mein Zu Hause von Anfang bis zum Ende vermisste und das Meer war eine Art Zuflucht für mich.
Das Meer ist eines der schönsten Orte in Saint Malo. Natürlich gibt es noch Intra Muros, die wunderschöne Altstadt und St Servan und noch so vieles mehr.
Wenn ich jetzt so zurückblicke wie alles angefangen hat und wie alles geendet hat, dann muss ich sagen, dass ich nichts bereue. Es gab natürlich immer Tage, die schrecklich waren, aber genau durch diese Tage lernt man die schönen Dinge viel mehr zu schätzen und man achtet viel stärker auf die kleinen Dinge. Man freut sich über kleinere Sachen und ist glücklicher. Man lernt, sich einfach zufrieden zu geben, mit dem was man hat. Und im Rückblick sind die schlechten Tage vergessen und es bleiben die vielen schönen Tage, die vielen neuen Erfahrungen, die vielen tollen Bekanntschaften, die vielen überraschenden Momente, die vielen Stunden in denen man glücklich war.
Ich hoffe ich konnte einen kleinen Eindruck vom Leben in Frankreich vermitteln, aber man kann alles hier eigentlich nicht so einfach aufschreiben, man muss es nun mal selber erleben, man muss es fühlen …
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