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Gastfamilie Frankreich

Oktober 2010 bis Januar 2011 St. Malo


Salut,

hier mein erster Bericht aus dem wunderschönen St.Malo.
Fast 6 Wochen wohne ich nun schon in der kleinen Korsarenstadt St.Malo mit seinem wunderschönen "Intra-Muros" und der traumhaften Lage direkt am Atlantik.
Es ist unglaublich, dass ich schon so lange hier bin; ich habe mich sehr gut eingelebt, weshalb mir die Zeit viel kürzer erscheint.
Schon nach den ersten Tagen wusste ich, dass es mir in meiner Gastfamilie gefallen wird: mit einem "Bisous" am Bahnhof begrüßt, angekommen in einem großen, eigenen Zimmer, fühlte ich mich ab der ersten Minute sehr wohl!
Meine beiden Gastschwestern sind von Anfang an, mir gegenüber, sehr aufgeschlossen gewesen und ich freue mich immer wieder auf unsere kleinen "Schwätzrunden" (pour bavarder un peu...), die des Öfteren abends bei mir im Zimmer mit reichlichem Verzehr von Süßigkeiten stattfinden. ;)
Meine Gasteltern sind auch sehr nett, ich verstehe mich sehr gut mit ihnen und besonders in meiner Gastmutter habe ich eine nette Gesprächspartnerin gefunden. Mit ihr gehe ich auch bald ins Theater, worauf ich mich sehr freue! :)
Ein besonderes Familienmitglied ist auch unserer weißer, superweicher Kater "Eden", der mir immer um die Beine schleicht und auch eine Streicheleinheit nicht ablehnt. ;)
Der einzige Nachteil meiner Gastfamilie ist die Lage unseres Hauses, von dem ich 20 Minuten bis zu meiner Bushaltestelle laufen muss ...
Doch aufgrund des super leckeren Essens hier ist ein kleiner Spaziergang auch nicht schlecht!
Gutes Essen - ein riesiger Pluspunkt für einen Aufenthalt in Frankreich: von wunderbar duftenden Baguette, Tarte, Galettes (herzhafter Crêpe) über Crêpes, Gaufres (Waffeln) bis hin zu allerlei Sorten von Fromage, bietet das Land viele nationale und regionale Köstlichkeiten - der Käse mit Baguette nach jedem Essen ist natürlich obligatorisch! ;)
Doch an das viele Essen - vor allem die Tatsache, dass es zwei warme Mahlzeiten pro Tag gibt - muss man sich auch erst gewöhnen.
Denn für gewöhnlich isst man in der französischen Schule warm zu Mittag - die Mittagspause von entweder 40 Minuten oder 1 1/2 Stunden verbringt man dann gemeinsam mit Freunden in der Schulcafeteria.
Nun - die französischen Schule, die doch einen sehr großen Anteil des Auslandsaufenthaltes ausmacht, ist sehr aufregend!
Ich gehe in St.Malo auf ein privates Lycée, das mit 800 Schülern nur etwa halb so groß ist wie meine Schule in Deutschland.
Zusammen mit einer österreichischen Austauschschülerin bin ich in der 1ère L ("littéraire"), was der deutschen 11.Klasse entspricht. Hier in Frankreich sind es jedoch im Gegensatz zu Deutschland spezialisierte Zweige mit unterschiedlichen Schwerpunkten - meine Schwerpunkte: Französisch und Geschichte/Erdkunde.
Und auch an die Regeln musste ich mich erst gewöhnen: Z.B. man darf die Schule während Freistunden nicht verlassen, sondern man muss sich in der Cafeteria aufhalten und man hat außerdem manchmal sehr lange Unterricht (17.30 Uhr!!)
Zudem war es anfangs unglaublich schwierig für mich dem Unterricht zu folgen, da dieser aus 80% Diktat der Lehrer bestand - und dies sehr sehr sehr schnell!!!! Mündliche Mitarbeit wie in der deutschen Schule gibt es hier nicht ...
Die Devise lautet: Der Lehrer spricht, die Schüler schreiben auf!
Doch durch mein verbessertes Sprachgefühl nach sechs Wochen habe ich es jetzt sogar schon geschafft alles im Unterricht mitzuschreiben, ohne die Hilfe meiner lieben Klassenkameraden zu brauchen. :)
Außerdem habe ich Glück mit meiner Klassenlehrerin (ma prof principale), die sehr nett und vor allem unternehmenslustig ist - mit der Klasse war ich schon im Kino und in einer Fotoausstellung in Dinan! =")"
Erschreckend ist jedoch, dass sehr viele aus meiner Klasse rauchen, was nichts seltenes in Frankreich ist...

Ich habe hier schon viele nette Leute kennengelernt und ich fühle mich durch diese gute Integration sehr wohl in meiner Klasse! ;)
Es macht sehr viel Spaß mit meinen französischen Freunden zu reden, mehr über Frankreich zu erfahren und jeden Morgen von ca. 10 Mädchen mit "Küsschen links, Küsschen rechts" begrüßt zu werden. ;)
Ich habe sogar schon mit einer Französin eine kleine Präsentation in Mathématiques gehalten, die wider meiner Erwartungen echt gut verlaufen ist!
Dafür hat mich die Französin zu sich eingeladen und ich hatte einen witzigen Nachmittag mit Einblicken in eine andere französische Familie.
Doch ich habe nicht nur französische Freunde gefunden, sondern habe noch einen Deutschen, eine Österreicherin und eine weitere Deutsche kenngelernt.
Mit den Mädels unternehme ich viel, z.B. einkaufen gehen, Kochabende mit vielem franco-allemand Essen und lustige DVD-Abende!
Vor allem aber haben wir Anfang/Mitte September viele Tage an den traumhaften, langen Stränden von St.Malo verbracht, von denen man Leuchttürme, Segelschiffe, Yachten (très chic!) und viele Möwen beobachten kann.
Die sonnigen Tage sind nun leider gezählt, doch das Meer mit seinen starken Gezeitenunterschieden bietet immer (ich fahre jeden Morgen und jeden Abend mit dem Bus daran vorbei ;)! ) wieder einen beruhigenden Pol nach einem stressigen Schultag.

Das Wichtigste: Durch all die lieben Menschen, die ich hier kennengelernt habe, habe ich glücklicherweise noch kein Heimweh gehabt!

Ich freue mich sehr auf die nächsten Monate und hoffe, dass der Traum von Frankreich so schön weitergeht!

Liebe Grüße aus St.Malo, Lena
Liebe Frau Bremer,

erstmal ein frohes, neues Jahr an Sie und Ihre Mitarbeiter.
Es tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde, aber ich war sofort nach den Weihnachtsferien mit unserem Chor und Orchester auf Probenfreizeit und konnte demnach nicht schreiben.
Nun schicke ich Ihnen endlich meinen Abschlussbericht zu meinem Aufenthalt in St.Malo von September bis Dezember 2010!

Salut, nun bin ich schon wieder 1 1/2 Monate in Deutschland und ich konnte mich, zwar langsam, wieder eingewöhnen!
Leider konnte ich die letzten zwei Monate meines wundervollen Frankreichaufenthaltes nicht schreiben, da bei uns die Internetverbindung defekt war ...
Aus diesem Grunde versuche ich diese zwei aufregenden Monate so gut es geht zusammenzufassen!

Ende Oktober hatten wir endlich unsere langersehnten "Vacances de Toussaint", für die wir viele Ausflüge geplant hatten.
Außerdem fand in diesem Zeitraum die "Route du Rhum" in St.Malo statt, die viele Touristen zu uns in die Stadt lockte.
Die "Route du Rhum" ist ein immer vierjährig stattfindende Segelschiffrennen von St.Malo bis Guadéloupe - die Katamarane im Hafen waren riesig und um den Hafen herum wurden viel Stände aufgebaut. :-)

Gleich am ersten Ferientag ging es dann mit zwei Freundinnen nach Rennes - um 6.50 Uhr ging der Bus - das hieß früh aufstehen!
In Rennes haben wir uns ein bisschen die sehenswerte Stadt angeschaut, waren im "Musée de Beaux-Arts" (Museum der schönen Künste), haben gut gegessen und waren natürlich auch shoppen... ;-)
Abends ging es dann wieder mit dem Zug Richtung St.Malo!
Neben langem Ausschlafen habe ich viel mit Freunden unternommen - Deutschen wie Franzosen. Obwohl man doch als Austauschschülern unter sich blieb und nicht umbedingt so viel außerschulischen Kontakt mit den Franzosen pflegte.
Wir waren oft im Kino, waren in Dinard (Nachbarstadt von St.Malo) und haben uns oft einfach zum Bummeln im schönen Intra-Muros getroffen!
Die wohl schönste Zeit in den Ferien hatte ich in Brest, wo die große Tochter meiner Gastmutter wohnt.
Drei Tage haben wir dort verbracht - einen Tag haben einen wunderschönen Ausflug nach Camaret-sur-Mer gemacht, wo die atemberaubende Steilküste angefangen hat!

Nach den Ferien, die wirklich gelungen waren, ging es in der Schule immer besser - ich brauchte kaum noch die Hilfe meiner Nachbarn, um dem Unterricht zu folgen!
Der Fortschritt spornte mich enorm an und ich fing an, französische Bücher zu lesen - meine Gastmutter lieh mir sogar eines aus!
Ich traf mich mit einer französischen Freundin und fuhr sogar mit ihr nach Dinan auf ein Konzert ihres Orchesters - kurzum: ich hab das Leben in St.Malo in vollen Zügen genossen!!

Die erste große Enttäuschung in Frankreich erlebte ich in der Adventszeit, die sehr unweihnachtlich in Frankreich ist!!
Weder einen schönen Adventskalender, Weihnachtsplätzchen noch einen Adventskranz gab es dort...
Ich fühlte mich sehr unweihnachtlich, obwohl ich die Zeit in Deutschland liebe!!
Naja, andere Länder, andere Sitten - auch das gehört zu einem Auslandsaufenthalt.
Damit nahm langsam die Vorfreunde auf daheim Gestalt an, obwohl ich auch nicht aus St.Malo weg wollte!!
St.Malo mit seinem Meerblickt, die tolle Sprache, neue gute Freunde, meine nette Gastfamilie - das alles zurücklassen war wirklich schwer.
Nach den 4 Monaten hatte man sich an alle Regeln und vor allem an das alltägliche Leben dort gewöhnt.

Am letzten Schultag hatte ich Geburtstag und die ganze Klasse hat eine Karte von St.Malo mit ihren Grüßen für mich unterschrieben.
Ich habe mich sehr gefreut, musste wirklich meine Tränen unterdrücken und in diesem Moment wollte ich gar nicht nachhause!

Doch wahrscheinlich besuche ich St.Malo in den Osterferien, um die ganzen lieben Leute wiederzutreffen!

Einen Tag vor meiner Abreise dann haben wir den Geburtstag meines Gastvaters und mir gefeiert, was noch einen Höhepunkt als Abschluss darstellte!
Am Sonntag, den 19.12.10, ging es dann Richtung Deutschland - nach Tränen am Bahnhof von St.Malo (meine deutsche Freundin und mein Gastvater haben mich begleitet), wuchs die Vorfreude auf daheim mit jedem Kilometer!
Doch in Paris erlebte ich einen Schock! Mein Zug war aufgrund des Schnees in Deutschland supprimé und ich musste eine Höllentour mit dreimal umsteigen in Kauf nehmen.
Um Mitternacht bin ich endlich daheim eingetroffen und musste zum zweiten Male an diesem Tag weinen.

Ich kann sagen, dass ich spannende, aufregende, traurige, interessante und langweilige Momente in den 4 Monaten erlebt habe, dass nicht immer alles rund gelaufen ist (kein Internet zwei Monate, manchmal nicht so gutes Essen in der Familie ...), dass ich viel gelernt habe und zwar nicht nur in der Sprache, sondern auch, dass ich viel erwachsener geworden bin.
Man musste sein Leben komplett organisieren, musste Hausarbeiten verrichten, die daheim vielleicht doch meistens von der Mutter erledigt werden ... und man hat gelernt 4 Monate nicht daheim zu sein!

Ich bin sehr froh, dass ich diesen Frankreichaufenthalt gemacht habe: ich habe eine liebenswürdige Familie kennengelernt, viele Freunde gefunden, mein Französisch verbessern können und ich habe eine neue Stadt, Land und Kultur näher entdecken können - DANKE ESFA!

Salutations, Lena :-)


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